Ca. 43’000 Einwohnende
Mittelland

Thun stellt mit dem Strategieprojekt in kurzer Zeit eine breit abgestimmte Klimastrategie auf die Beine. Die drei Umsetzungsprojekte fokussieren auf Netto-Null und sind zugleich partizipativ und smart.

Strategieprojekt: Smarte Klimastrategie Thun
Umsetzungsprojekt 1: Reallabor
Umsetzungsprojekt 2: Klima-Idee Thun​​​​​​​​​​​​​​
Umsetzungsprojekt 3: Clusteranalyse Heizungsersatz

Strategieprojekt: Smarte Klimastrategie Thun

Thun

Andrea de Meuron

Gemeinderätin und Vorsteherin
Direktion Finanzen, Ressourcen und Umwelt

Partizipation und Innovation sind zentrale Ecksteine unserer Klimastrategie.

Mit dem Aufbau eines Reallabors setzt die Stadt Thun eine zentrale Massnahme ihrer Klimastrategie um. Das Labor dient Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Bevölkerung und öffentlicher Hand in Zukunft als Kreativplattform für innovative Ideen und Projekte in den Bereichen Klima und Smart City. Thun fördert damit den gezielten Einbezug sämtlicher Stakeholder in ihre strategischen und operativen Prozesse und macht die Stadt zu einer Vorreiterin im Bereich Partizipation.

Die Ausgangslage

Thun ist eine Smart City. Ihre Klimastrategie soll daher auf einem smarten Ansatz beruhen: die Klimastrategie partizipativ zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft sowie der breiten Bevölkerung zu entwickeln.

Die Herausforderungen

  • Je nach Zielgruppe kommen andere Partizipationsmethoden zum Zug. Es muss klar sein, welche Zielgruppen in welcher Form und wie stark eingebunden werden. 
  • Die verschiedenen Partizipationsformen müssen methodisch gut durchdacht und frühzeitig geplant werden. Die Nachbereitung, z. B. in Form von Evaluation, Empfehlungen und Öffentlichkeitsarbeit, ist oft aufwendiger als gedacht.
  • Es müssen genügend personelle und finanzielle Ressourcen verfügbar sein, um partizipative Vorhaben zu konzipieren und umzusetzen.
  • Die Verwaltung muss den Zeitplan und das Budget einhalten. Gleichzeitig ist eine gewisse Flexibilität bei Unvorhergesehenem nötig.

Das Vorgehen

  • Der Stadtrat beauftragt den Gemeinderat, eine Klimastrategie zu erstellen. 
  • Mit dem Fachausschuss in die Tiefe gehen: Expertinnen und Experten aus der Stadtverwaltung, dem lokalen Energieversorger, dem Kanton sowie der Privatwirtschaft diskutieren an drei Workshops die Massnahmen des Aktionsplans aus ihrer Fachperspektive. 
  • Mit den Sounding Boards in die Breite gehen: Die Bevölkerung partizipiert in drei Sounding Boards zu a) Stossrichtungen der Roadmap, b) Massnahmen des Aktionsplans sowie c) smarten Umsetzungsprojekten. Anschliessend stimmt die Bevölkerung online über b) und c) ab.
  • Mit der Steuerungsgruppe Entscheide frühzeitig abholen: Fünf Mal tagt die Steuerungsgruppe. Hier haben Personen aus der Stadtverwaltung und dem städtischen Energieversorger Einsitz, die verbindliche Entscheide fällen.
  • Externe Unternehmen unterstützen die Stadt bei der Konzeption, Organisation und Moderation der verschiedenen Partizipationsgremien und erarbeiten inhaltliche Grundlagen der Klimastrategie.

Das Ergebnis

  • Die Klimastrategie ist durch die umfassende Partizipation breit abgestützt und fachlich durchdacht. Der Gemeinderat hat Ende Mai 2023 die Klimastrategie Thun verabschiedet. 
  • Die Front-Runner-Unterstützung ermöglichte es der Stadt, einen ergebnisoffenen Prozess zu testen und co-kreativ mit verschiedenen Stakeholdern zusammenzuarbeiten – ohne zu wissen, was dabei genau herauskommt. Die Erfahrungen sind rundum positiv.
  • Die Verwaltung von Thun hat sich vertieft mit dem Thema Partizipation auseinandergesetzt. Sowohl beim Zeitplan als auch beim Budget hat sie eine Punktlandung erreicht.
  • Kommunikation ist das A und O, um Verhaltensänderungen zu erzielen: Thun plant ab 2024 eine Kommunikationskampagne zur Klimastrategie. Sie konzipiert und realisiert sie mithilfe von professionellen Kommunikationsagenturen.

Kontaktperson

Claudio Kummli, Projektleiter Umwelt Energie Mobilität, claudio.kummli@thun.ch, 033 225 81 08

Key Learning für alle Front Runner

Machen Sie sich hier ein Bild, welche Learnings Ihnen die bisherigen Front-Runner-Gemeinden mit auf den Weg geben wollen.

    Gemeinsame Stossrichtung
    Die grössten Fortschritte erzielen Gemeinden, wenn die verschiedenen Abteilungen gemeinsam am selben Strang ziehen. Damit dies gelingt, muss ein gemeinsames Zielbild, eine Leitidee oder eine Vision bestehen. Im Front-Runner-Programm haben Gemeinden die Möglichkeit, diese Grundlage mit dem Strategieprojekt zu schaffen. Durch die Verknüpfung von Smart-City-Elementen mit den Zielen von Netto Null I 2000 Watt erhalten die partizipierenden Gemeinden eine breit abgestützte, übergeordnete, strategische Stossrichtung. Diese Strategie ist über mehrere Amtsstellen und Bereiche hinweg legitimiert. Sie stellt sicher, dass mit gebündelten Kräften die Erreichung der Klimaziele wirkungsvoll verfolgt wird.
    Vernetzung der Fachstellen
    Oft kursiert die Denkweise, dass ein Mehraufwand entsteht, wenn man andere Bereiche involviert. Wollen Sie etwas bewirken, zahlt sich eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit aus: Menschen aus unterschiedlichen Gebieten tauschen Wissen aus, nutzen Synergien dank gemeinsamen Schnittstellen und bündeln Ressourcen. Dies kommt nicht nur dem Projekt zugute, sondern auch dem Team: Es macht Spass, interdisziplinär zusammenzuarbeiten, und alle profitieren von wertvollen Einblicken in neue Themen.
    Mut für Neues
    Vorreiter zu sein bedeutet, auch den Mut zu haben, ergebnisoffen etwas Neues auszuprobieren. Wer etwas wagt, ist automatisch mit Unsicherheiten konfrontiert: Funktioniert das Projekt auch wie gedacht? Welche Kosten und welchen Nutzen hat es langfristig? Beim Projektstart können diese Fragen oftmals nicht mit 100%iger Sicherheit beantwortet werden. Das Front-Runner-Programm möchte mutige Gemeinden unterstützen und mögliche Risiken etwas senken: durch die finanziellen Zuschüsse sowie die Austauschmöglichkeiten mit anderen Gemeinden und unseren Ansprechpartnern.
    Externe Unterstützung
    Die Abwicklung des normalen Tagesgeschäfts in einer Gemeinde kann oft herausfordernd und intensiv sein. Eine externe Unterstützung für spezifische Projekte, z. B. durch eine Universität, eine Fachhochschule oder ein Ingenieur- und Planungsunternehmen, schafft hier Abhilfe: Sie kann einen Teil des Mehraufwands auffangen und inhaltlich der kommunalen Projektleitung zuliefern. Zudem bringt sie eine Aussensicht ein und kann Vorschläge auf einer neutralen Basis formulieren. Oft hilft diese externe Sicht, dass Vorschläge verwaltungsintern besser akzeptiert werden. Als Alternative dazu kann sich die Gemeinde überlegen, eine temporäre interne Stelle zu schaffen: Finanzielle Mittel sind damit nur für eine beschränkte Zeit gebunden. Zudem stellt die Gemeinde damit sicher, dass Wissen langfristig in der Gemeindeverwaltung gebündelt bleibt.
    Finanzierung
    Mit der Front-Runner-Förderung kann die Gemeinde auf gesicherte finanzielle Ressourcen zurückgreifen. EnergieSchweiz unterstützt die Projekte finanziell mit bis zu 40% der Gesamtkosten. Das macht es einfacher, Visionen auf den Boden zu bringen und Projekte zu konkretisieren. Setzen Sie die Fördermittel überlegt ein. Planen Sie z. B. während des Front-Runner-Projekts weitere Fachstellen einzubeziehen, so ist dieser Zusatzaufwand durch das Front-Runner-Projekt mitfinanziert und muss vielleicht nicht separat beantragt werden. Je nachdem ist es zielführend, wenn nur eine Fachstelle die Fördergelder erhält und an die anderen involvierten Abteilungen verteilt. Überlegen Sie sich frühzeitig, welche weiteren Co-Finanzierungsmöglichkeiten es gibt.
    Projekteingabe
    Sprechen Sie sich bereits vor der Projekteingabe mit anderen Fachstellen ab, priorisieren Sie gemeinsam mögliche Themen. Gibt es strategisch wichtige Vorhaben, die Sie schon lange einmal umsetzen wollten, aber weder Zeit noch Budget dafür hatten? Dann ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt dafür. Planen Sie genügend Zeit ein, um das Projekt gut zu planen und zu budgetieren.

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